Bauernregeln – Binsenweisheiten zum Wetter

Bauernregeln - Ein Relikt aus älteren Zeiten

Um zu wissen wie das Wetter morgen wird, vertraute man früher den Bauernregeln, die auf genauen Beobachtungen und Erfahrungen beruhten. Denn damals gab es noch keine Satellitenbeobachtungen und Supercomputer, die alles berechnen konnten. Die Bauernregeln wurden von Generation zu Generation weitergegeben und sind noch heute überliefert. Doch sind Bauernregeln auch heute noch nützlich?

Bauernregeln – von springenden Fischen und eiskalten Heiligen

Das Wetter und seine Auswirkungen haben früher über Leben und Tod entschieden. Keine Ernte – kein Essen. Es war damals sehr wichtig die Naturphänomene ganz genau zu beobachten und anhand dessen Regeln zusammenzustellen, die diese beschrieben. Die Erfahrungen mit dem Wetter in den unterschiedlichen Zyklen der Natur dienten als Orientierung, um diese Veränderungen vorherzusehen und zu verstehen. Zu dieser Zeit gab es noch keine Satellitendaten und Supercomputer, die alles berechneten. Durch die Beobachtungen und Erfahrungen entstanden die in Reime verfassten Bauernregeln, die uns heute noch bekannt sind. Doch kann man anhand der Bauernregeln wirklich das Wetter vorhersagen? 

Bauernregel: Mairegen bringt Segen

Lustige Bauernregeln wie „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das Wetter die Woche aus“ kündigten Regen, Stürme und Frost an. Früher hat man sich danach gerichtet. Aufgrund der Reimformen konnten sich die Menschen die Bauernregeln besser merken. Regeln wie „Säst du im März zu früh, ist’s oft vergeb’ne Müh’“ oder „Mai kühl und nass, füllt des Bauern Scheun‘ und Fass“ sind noch leicht zu verstehen.

Weitere einfache Bauernregeln besagen beispielsweise, wie der Sommer wird oder ob es ein fruchtbares Jahr gibt: „Ist der Winter hart und weiß, wird der Sommer schön und heiß.“, „Ist`s im Februar kalt und trocken, so wird’s im August heiß.“, oder „Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee folgt ein fruchtbares Jahr mit üppigem Klee.“

Doch andere Bauernregeln können uns heute schon zum Grübeln bringen. So bedeutet die Bauernregel „Märzen-Schnee tut den Zarten weh“, dass frische Aussaaten im März bei nochmaligem Einbruch des Winters oft erfrieren. „Mairegen bringt Segen“ wiederum weist darauf hin, dass genügend Regen in dieser Zeit für ein gutes Wachstum sorgt, sonst ist mit schlechter Ernte zu rechnen. „Im Oktober der Nebel viel, bringt im Winter der Flocken Spiel.“ besagt, dass ein nebelreicher Oktober einen schneereichen Winter begünstigt. Dies konnte anhand langjähriger Daten mit etwa 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit bestätigt werden. Dabei steht die Wetterregel in Zusammenhang mit anderen Bauernregeln, die nach einem warmen und sonnenreichen Oktober einen kalten Winter versprechen. 

Bauernregeln sind in der Antike entstanden

Die Geschichte der ersten Bauernregel, die diese Wetterphänomene beschreiben, reichen bis in die Antike. Sie stützten sich auf immer wiederkehrende Naturphänomene.

Viele bekannte Bauernregeln handeln von Gedenktagen von Heiligen oder spielen sich um sogenannte Lostage wie den Siebenschläfertag ab. Die bekanntesten Heiligentage sind die Eisheiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia vom 11. bis 15. Mai. Alte Bauernregeln wie „Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“ und „Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie“  beziehen sich auf die Nachtfrost, der bis in den Mai hinein immer wieder vorkommen kann und für empfindliche Pflanzen vernichtende Folgen hat.

Kategorien von Bauernregeln

Die Bauernregeln lassen sich einteilen in Wetter-, Witterungs- und Klimaregeln. Grundsätzlich können sie in folgende Kategorien unterteilt werden: 

  • Bauernregeln, die sich auf Wachstum, Blüte und Ernte von Bäumen beziehen | z.B. „St. Mattheus (24.2.) hab ich lieb, denn er gibt dem Baum den Trieb.“
  • Bauernregeln für den Weinanbau | z.B. „Hat uns’re Frau gut Wetter, wenn sie zum Himmel fährt (Maria Himmelfahrt am 15.August), gewiss sie guten Wein beschert.“
  • Bauernregeln mit Bezug auf Sternzeichen und Mondphasen | z.B.„Zwiebeln sollen bei Vollmond im Sternzeichen Stier, Jungfrau oder Steinbock gesetzt werden, dann bleiben die Schalen hart und faulen nicht.“
  • Bauernregeln auf der Basis von Tierbeobachtungen | z.B. „Wenn im September viel Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen.“
  • Bauernregeln für Korn, Kraut und Rüben | z.B. „Je mehr Schnee im November fällt, umso fruchtbarer wird das Feld.“

Kann von den Bauernregeln auch heute noch Gebrauch gemacht werden?

Für Bauern und Gärtner sind die Bauernregeln heutzutage unbrauchbar, denn die Trefferquote der Vorhersagen ist sehr schlecht. Sie können sich also nicht auf die Bauernregeln verlassen. Doch einige Wunder wie die SchafskälteWeihnachtstauwetter oder eine beständige Witterungsperiode nach dem Siebenschläfertag am 27. Juni können Meteorologen mit jahreszeitlich typischen Großwetterlagen begründen. 

Grund dafür ist aber auch das Verschieben des Fixpunkts durch die Kalenderreform Ende des 16. Jahrhunderts. Durch den gregorianischen Kalender haben sich die alten Gedenktage verschoben. Aber auch der Klimawandel hat sich nachhaltig auf das Wetter in Deutschland ausgewirkt. Seit 1881 ist es in Deutschland bereits um 1,4 Grad wärmer, wie der Deutsche Wetterdienst bestätigt. Dadurch beginnt die Blütezeit vieler Pflanzen früher, als zu damaligen Zeiten.

Fazit: Auf den Wetterfrosch ist Verlass!

Die Seriosität bzw. Richtigkeit von Bauernregeln wurde schon immer in Zweifel gezogen, was sich mit Sprüchen wie „Kräht der Hahn am Mist, ändert sich das Wetter – oder es bleibt, wie es ist“ dokumentiert. Statistische Untersuchungen in den 90er-Jahren ergaben unter Beachtung des Entstehungsgebietes der jeweiligen Bauernregel einen erstaunlich hohen Grad des Zutreffens. Wenn man nun die durch Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 sich ergebende Datumsverschiebung um zehn Tage berücksichtigt, steigt nach Meinung von Anhängern sogar noch der Zuverlässigkeitsgrad

Auf den Wetterfrosch ist aber durchaus Verlass. Verlässt er sein Revier aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit, wie der der Spruch „Frösche auf Stegen und Wegen deuten auf baldigen Regen“ besagt, dann kann das tatsächlich auf Regen hindeuten.